Biografie
Arnold Zweig
Von 1907 bis 1914 studierte Zweig entsprechend den familiären Wünschen in Breslau, Göttingen und Berlin Germanistik, Kunstgeschichte, moderne Sprachen, Philosophie und Psychologie, um später den Lehrerberuf zu ergreifen. Schon während seiner Studienzeit wurde Zweig literarisch tätig, er gründete mit anderen die Studentenzeitschrift "Die Gäste", in denen er seine ersten Werke veröffentlichte. Sein Studium brachte er nicht zum Abschluss. In dem frühen, 1913 veröffentlichten Drama "Abigal und Nabal" offenbart sich in der zugrunde gelegten alttestamentarischen Geschichte Zweigs jüdische Identität, die sich aber auch in späteren Werken wie "Die Sendung Semaels" (1918) oder "Die Umkehr des Abtrünnigen" (entstanden 1914, veröffentlicht 1925) zeigt.
Die damalige Symbiose zwischen deutscher und jüdischer Identität kam darin zum Ausdruck, dass sich Zweig für den Ersten Weltkrieg begeisterte und freiwillig zu den Kämpfen meldete. Zunächst landete der Schriftsteller an der Westfront im französischen Verdun, dann in der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost. Die preußische Kriegsbegeisterung findet sich literarisch in den Erzählungen des Buches "Die Bestie" (1914) wieder. Unter der Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit der Kriegserlebnisse wandelte sich Arnold Zweig jedoch zum entschiedenen Kriegsgegner. Er zog an den Starnberger See und war dort als freier Schriftsteller tätig. 1923 arbeitete er als Redakteur für die "Jüdische Rundschau" in Berlin.
Im Jahr der Machtübernahme von Adolf Hitler, 1933, emigrierte Zweig über Prag und Wien, die Schweiz und Frankreich in das palästinensische Haifa. Dort verdichtete sich die jüdische Bewusstseinslage zu einer zionistischen Haltung. Nach Kriegsende kehrte Zweig nach Deutschland zurück, wo er sich im sowjetisch besetzten Ostteil Berlins niederließ und zum Kommunisten entwickelte. Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war Zweig von 1949 bis 1967 Abgeordneter der DDR-Volkskammer. In den Jahren von 1950 bis 1953 stand er der Akademie der Künste als ihr Präsident vor. 1957 berief man ihn zum Präsidenten des "Deutschen P.E.N. - Zentrums Ost und West", seit 1967 des "P.E.N. - Zentrums DDR".
In zahlreichen frühen Dramen beschäftigte sich Arnold Zweig mit dem jüdischen Glauben wie zum Beispiel in "Ritualmord in Ungarn". Für dieses Werk erhielt er 1915 den Kleist-Preis. Seinen psychologischen Romanstil führte er in "Novellen um Claudia" (1912) zu seinem Höhepunkt, der damit auch zum bedeutendsten Werk dieses Genres wurde. Der Roman ist geprägt durch die sensible Schilderung von Ehe- und Liebeserschütterungen, von Seelenqualen und dem Überschreiten gesellschaftlicher Normen, die sich ganz in die literarische Ästhetik seiner Zeit einpasste. Mit den Kriegserfahrungen stellte sich auch eine Hinwendung zu humanistischen und Antikriegsthemen in den Erzählungen Zweigs ein.
Dabei machte er sich einen Namen als Romanautor des deutschen Realismus, der sich mit dem Krieg und seinen moralischen und menschlichen Folgen befasste. 1927 erschien sein Roman "Der Streit des Sergeanten Grischa" als Vorabdruck in der "Frankfurter Zeitung". Damit gelang Arnold Zweig der Durchbruch als Schriftsteller. Auch findet sich darin seine pazifistische Haltung wieder, indem Zweig die Umkehrung staatlicher Rechts- und Moralvorstellungen durch den Kriegszustand aufzeigt und so seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Ersten Weltkrieg verarbeitet. Daraus hatte Zweig einen Zyklus mit dem Titel "Der große Krieg der weißen Männer" innerhalb des zeitlichen Abschnittes vom Ersten Weltkrieg bis zur Oktoberrevolution geplant. Doch die Arbeit blieb Fragment.
Fertig gestellt wurden die Romane "Junge Frau von 1914" (1931), "Erziehung vor Verdun" (1935), "Einsetzung eines Königs" (1937), "Die Feuerpause" (1954) und "Die Zeit ist reif" (1957). Während seiner Zeit in Palästina verfasste Zweig den Roman "Das Beil von Wandsbek", der gleichfalls das Thema Faschismus und Mitläufertum psychologisch feinfühlig thematisiert. Der Roman erschien zuerst in hebräischer Sprache. Zweigs Interesse für Psychologie und Psychoanalyse ging unter anderem zurück auf die freundschaftliche Verbindung mit Sigmund Freud. So sind drei Haupteinflüsse in Zweigs Werk festzustellen – der Zionismus, der Kommunismus und die Psychoanalyse.
Das literarische Schaffen Zweigs steht in der Tradition der russischen und französischen Romanschriftsteller des 19. Jahrhunderts. Im einzelnen lassen sich Theodor Fontane, aber auch Gottfried Keller und Thomas Mann als Vorbilder benennen. Zweigs episch angelegten Werke blicken kritisch auf die Zeitgeschehnisse und analysieren sie tiefenpsychologisch. Darüber hinaus war Arnold Zweig auch als Herausgeber für Werke von Gotthold Ephraim Lessing, Georg Büchner und Heinrich von Kleist tätig.
In seinen Essays widmete er sich beispielsweise Carl Sternheim. Seine Untersuchung über "Caliban oder Politik und Leidenschaft" (1927) behandelt den Antisemitismus als kollektives Phänomen. Zu den weiteren Werken von Arnold Zweig zählen unter anderem "Das Ostjüdische Antlitz" (1920), "Gerufene Schatten" (1923), "Das neue Kanaan" (1925), "Juden auf deutscher Bühne" (1927), "De Vriendt kehrt heim" (1932) oder "Bilanz der deutschen Judenzeit 1933" (1934).
Arnold Zweig starb am 26. November 1968 in Ost-Berlin.
NameArnold Zweig
Geboren am10.11.1887
SternzeichenSkorpion 24.10 - 22.11
GeburtsortGlogau (D).
Verstorben am26.11.1968
TodesortOst-Berlin (DDR).
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