Porträt des Monats: Wolfgang Joop

Wunderkind und der Mann der Träume

Wolfgang Joop by Alexa Vachon
Foto: Alexa Vachon by Wunderkind

In einem Interview, das Wolfgang Joop in seinem New Yorker Apartment etwa 2004 gab, umgeben von erlesenen Kunst- und Kulturgegenständen, zwischen Pop-Art-Kitsch, alten Vasen und afrikanisch anmutenden Schnitzereien, fiel ein Satz zu den Kosten seiner Exponate, den ich so nicht erwartet hätte: Wolfgang Joop beschrieb den Betrag zur Anschaffung seiner Sammlung als einen Preis, den er zu zahlen bereit sei, um eine Weile darauf aufpassen zu dürfen. Schon war ich neugierig und darum bemüht, ihm besser zuzuhören, um keine weitere Auffassung oder Einsicht zu verpassen. Der Grund ist einfach: Ich halte solche Beobachtungen für Geschenke. Womöglich liegt es daran, dass es eben darauf ankommt, wer Etwas und wann er es sagt. Denn wenn wir Etwas aus dem Leben eines Modemachers begreifen wollen, und darum geht es doch auch wenn wir unseren Horizont erweitern möchten, sollten wir aufmerksam schweigen.
Perfektion macht alt

Wolgang Joop by Werner Reichel
Foto: Werner Reichel
Ich glaube, dass wenn etwas schlau und authentisch ist, können wir es besser mit einer Emotion verbinden; eine Art Klebstoff, der uns lange an Dinge oder Gedanken erinnert. Schön, wenn uns Beides in Einem geliefert wird. Denn Joop, so habe ich das Gefühl, ist in seiner Welt aus Mode, Lifestyle und Luxus authentisch; Teil dessen. Zwar hat er mich in den folgenden Jahren immer wieder schockiert, aber nie enttäuscht. Er ist für mich zweifelsfrei ein Feingeist. Ein Dandy. Mit allen Meinungen und Einsichten geradezu herauskehrend verschwenderisch und damit eine besondere Reflektionsfläche für erlebtes Leben. Gleichsam ist seine Mode. Eine Gradwanderung zwischen Möglichem und Unmöglichem, die nur durch sorgsame Beobachtung des Zeitgeistes stabil, verkäuflich ist.
Wolfgang Joop by Inge Prader
Foto: Inge Prader

Mode muss ein Aufschrei sein


Am 18. November 2014 feiert Wolgang Joop seinen 70. Geburtstag. Der Sohn eines Journalisten, der neben Karl Lagerfeld als der bedeutendste Designer der deutschen Modebranche gilt, hat mich seither nicht müde werden lassen, ihm zuzuzuhören. Übrigens auch ein Attribut, das er sich für mein Dafürhalten, mit Lagerfeld teilt. Es könnte daran liegen, dass man eben aus einem bestimmten Holz sein muss, um für Etwas bestimmt zu sein. Zumindest könnte sich dieses auch in seinem zweiten großen Engagement, dem Mode-Label "Wunderkind" wiederspiegeln; eben Etwas, dass jemandem als Chance in die Wiege gelegt wurde.

Herzlichen Glückwunsch, Wolfgang Joop!


NK, 11.14