Who's behind: Rolex

Rolex-Box

Erfolg macht verschwiegen

Irgendwann, so scheint es jedenfalls, soll nur noch das Produkt existieren. Bei Unternehmen wie der Red Bull GmbH um Dieter Mateschitz wurde es uns schon fast unheimlich; trotz unserer Presseanfrage an die Abteilung für Presse und Öffentlichkeit, könnte man das Gefühl bekommen, im nächtlichen Nebel an die Pforte einer mächtigen Burg zu klopfen, in deren Innerem der "Tanz der Vampiere" steigt: "Die Herausgabe von Informationen, die nicht das Sponsoring betreffen, sind nicht erwünscht". Kaum anders erging es uns bei der ebenso schweizerischen Rolex S.A., Genf: Eine maschinelle aber freundlich bestimmende "No-Replay-Email" der Presseabteilung informierte uns, nur an von Rolex ausgewählte Journalisten Informationen zu liefern. Kein Phänomen der Schweiz; Gleiches berichten renommierte Medien auch von Aldi & Co.

"The Winner Stands Alone"

Möge uns Paulo Coelho den Missbrauch seines Bestseller-Titels verzeihen, aber womöglich strebt jeder auf der Suche nach Erfolg in die Öffentlichkeit, und mit dem Erreichen von Macht in die Dunkelheit, denn wer sie erreicht hat, kann sie eigentlich nur noch verlieren. Macht bedeutet in diesem Fall die geschätzte jährliche Produktionszahl von 700.000 Einheiten. Auch auf Grund unserer "Macht-Dunkelheit-Theorie" und der Tatsache, dass Rolex keine Geschäftszahlen veröffentlicht, muss leider der Rest Spekulation bleiben. Nach Schätzung der Handelszeitung erwirtschaftete das Unternehmen 2006 rund 2,9 Milliarden CHF bzw. nach Schätzung des Branding-Instituts 3,0 Milliarden CHF. Also mit sehr weitem Abstand Weltmarktführer im Segment von Luxusuhren. Aus gutem Grund.

Die Königin der Uhren

Rolex war die erste Firma, die den Manufakturnamen auf das Zifferblatt schrieb und als dem Rolex-Logo in den 1940er Jahren die Krone aufgesetzt wurde, war dies eigentlich längst überfällig. 1910 erhielt Rolex, als erste Armbanduhr der Welt, einen amtlichen Gangschein für Chronometer, und 1914 von der Londoner Sternwarte das erste Armband-Chronometer-Zeugnis der Klasse "A". Den Durchbruch bescherte dem Unternehmen die ab 1926 gebaute und erste wasserdichte Armbanduhr "Oyster" (Auster), die aufgrund ihrer Eigenschaft diesen Namen erhielt. Das vollkommen staubgeschützte Armbanduhrmodell mit Schraubkrone und außerordentlicher Robustheit wurde am 21. September 1926 beim eidgenössischen Amt für Eigentum in Bern zum Patent angemeldet. 1931 entwickelte Rolex den Rotor-Selbstaufzug, der als "Perpetual" zum Vorläufer der Automatik-Uhren wurde; und 1945 wurde mit der "Datejust" der erste Chronometer der Welt mit automatisch wechselnder Datumsanzeige vorgestellt.

Tue Gutes, kaufe Luxus

Diese Vorstellung mag zurecht absurd klingen. Womöglich wird sie desshalb auch nur flüsternd kommuniziert. Aber die Eigentümerin der Rolex S.A. ist umfänglich eine bereits 1944 gegründete gemeinnützige Stiftung. Mit allen verbundenen Vorteilen auch eben genau das Richtige für unsere "Macht-Dunkelheit-Theorie". Fast spukhaft fühlen wir uns bestätigt, als wir dann auf der Startseite bei Rolex den Satz finden: "Sie können in allen Wörterbüchern nachschlagen. Es gibt kein Wort für das, was wir tun. ...“ (Quelle: Rolex.com/de). Was sich hier nach Fritzchens fauler Ausrede anhört, der sich wiedermal um seine Aufgaben gedrückt hat, scheint eben Programm, wenn man ganz Oben steht. Vielleicht ist es aber auch nur so, dass der Stiftungszweck, Förderungen in den Bereichen "Bildung, Soziales, Kultur, Naturschutz und den Schutz der Tiere", nicht zur Imagewelt einer Luxusmarke passt, und man bei Rolex einfach nur Uhren von höchster Langlebigkeit und Präzision bauen will. Zumindest war dies der ausgerufene Wunsch des Unternehmensgründers und Philanthropen Hans Wilsdorf aus Kulmbach.


(TK, 9.2014)